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EIN PLÄDOYER FÜR LEISEN MUT

Im Zuge meiner Workshop-Konzeption zum Thema Mut bin ich auf das obige Foto gestoßen, das mich gleich in den Bann gezogen und nachdenklich gemacht hat:

 

Courage does not always roar – Mut brüllt nicht immer...

 

...vermutlich brüllt Mut sogar recht selten und doch ist der „laute“ Mut, der jede Menge Staub aufwirbelt und Tschaka schreit, der, den wir am stärksten beachten und bewundern. Berechtigterweise? Das wage ich zu bezweifeln…

So oft brauchen wir den lauten, brüllenden Mut in diesen säbelzahntigerlosen Zeiten eigentlich gar nicht, dafür aber umso öfter sein leises, zurückhaltendes Geschwisterchen.

Und genau diesem möchte ich hier ein bisschen Zeit und ein paar Worte widmen.

 

Der leise Mut ist nämlich superwichtig, extrem nützlich und zum Glück ziemlich weit verbreitet.

Außerdem ist er meines Erachtens unterschätzt, denn:

Es gibt so unglaublich viele Situationen, in denen wir uns dieses kleine Bisschen weiter aus unserer Komfortzone hinausbewegen müssen, als wir es uns zutrauen, dieses kleine Stückchen mehr von uns zeigen müssen, als uns lieb ist und dieses kleine Etwas mehr zulassen oder loslassen müssen, als uns leichtfällt.

Und genau das ist für mich „leiser“, aber unabdingbarer Mut.

Immer gilt es dabei eine Grenze auszuloten und auszudehnen, dabei unseren Erfahrungshorizont zu erweitern und unsere Entwicklung voranzutreiben.

 

Ich finde leisen Mut großartig, denn er lechzt nicht nach Aufmerksamkeit und betreibt keine Effekthascherei, er existiert vor allem, um uns zu zeigen, wer wir sein können und welche Möglichkeiten in uns stecken. Er schubst uns Stückchen für Stückchen über das hinaus, was wir schon kennen und hilft uns so, Neuland zu erobern.

 

Schade, dass der leise Mut oft gar nicht als Mut wahrgenommen wird. Als wäre er völlig selbstverständlich und nichts Besonderes, nichts, das man erwähnen muss. Und das, obwohl Mut immer da gefragt ist, wo vorher Furcht, Sorge, Zweifel, Ungewissheit und Bedenken sind oder wo etwas zumindest nach ein bisschen Überwindung verlangt.

Ich glaube, das ist der Grund, weshalb wir wenig über den leisen Mut reden: Dann müssten wir auch die lieber verschwiegene Furcht, die gut versteckte Sorge, die leisen Zweifel, die große Ungewissheit und die kleinen Bedenken benennen – und das ist nicht so „in“.

 

Gesellschaftlich geprägt, sind wir ja eher von einem „sei stark“, „sei furchtlos“, „sei entschieden“. Dabei birgt dieser Tanz zwischen Furcht/Bedenken/Zweifel einerseits und Mut/Vertrauen/Zutrauen andererseits ein enormes Entwicklungspotenzial. Der Balanceakt, der von uns immer wieder verlangt zu spüren, wo wir stehen und zu erkennen, wohin wir kommen können oder wollen, ist so bereichernd.

 

Wenn wir uns mehr über die leisen, mutigen Entscheidungen und die damit einhergehenden und überwundenen Sorgen und Zweifel berichteten, würden wir nicht nur mehr voneinander erfahren, sondern auch besser verstehen, wie der andere tickt und uns einfacher gegenseitig unterstützen können.

 

Je häufiger wir im Kleinen mutig sind, desto leichter wird es - auch im Großen.

Und je mutiger wir sind, desto mehr Entwicklung ist möglich, und zwar nicht nur im Sinne von höher-weiter-schneller, sondern auch von tiefer-bewusster-nachhaltiger; eine Entwicklung, die allen zugutekäme.

 

Insofern plädiere ich dafür, auch über die leisen mutigen Taten sowie die damit verbundenen Herausforderungen zu sprechen und diesen Prozess zu wertschätzen.

 

Und was ist mit dem lauten Mut? Der ist auch großartig, wichtig und manchmal unabdingbar, aber an dieser Stelle bekommt er nicht ganz so viel Aufmerksamkeit, weil er es sowieso gut versteht, sich zu inszenieren ;-).

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